Englisches Vollblut

Das Englische Vollblut wird landläufig als "Kunstrasse" bezeichnet und gilt daher bei weniger involvierten Pferdeleuten als schlechter. Auch diverse wie auch immer geartete Vorurteile grassieren und lassen das Bild dieser Rasse verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit."Vollblüter sind nicht zu reiten"; "Vollblüter sind nervig und spinnig"; "Vollblüter werden auf dem Rennbahnen gegen ihren Willen ausgebeutet und ausgeschunden"; "Vollblüter kann man als Freizeitpferde vergessen"; "die meisten Vollblüter enden letztendlich beim Metzger, weil sie unbrauchbar sind oder unbrauchbar trainiert  wurden" ... usw.
Tatsache ist, dass sich jeder dieser Punkte eben so schnell widerlegen, wie auch auf alle anderen Rassen anwenden lässt.
Wird ein Pferd falsch behandelt, können die obigen Andeutungen auch auf jedes andere lebende Pferde zutreffen. Es ist eine Sache der Sicht, der Pferdeverstandes und des Wissens !
Das Englische Vollblutpferd ist nicht die einzige Rasse auf der Welt, die "thoroughbreed" ist. Eigentlich alle Hauptrassen sind es.
Jede Rasse, bei der man sich bemüht hat von Anfang an eine bestimmte Zuchtrichtung einzuschlagen und diese bis heute beibehält, kann als "gründlich" oder "durchgezüchtet" beschrieben werden.
Wer das erst einmal verstanden hat, der wird sofort begreifen, wie viele andere Rassen demnach ebenfalls als Kunstrasse gelten können.
Der zweite Irrtum ist, dass viele glauben das Vollblut sei eine Kunstrasse weil es ausschließlich für den Rennsport als sozusagen zur allgemeinen Volksbelustigung gezüchtet worden ist.
Da könnte man glatt dagegen sprechen : Dann sind Autoralleys auch zu verachten, dienen diese doch  zu demselben Zweck !
Im Rennsport heißt es danach es würden lebende Wesen "verschlissen" und nicht Autos oder Gegenstände wie Am Turf. An dieser Stelle mußss ich ganz klar ein  "HALT"  setzen.

Autos kann man bauen, so viele auch kaputt gehen. Pferde nicht .
Will heißen : Die Zucht des Englischen Vollblutes reicht fast bis ins Mittelalter zurück .
Wären "alle" Pferde dort umgekommen, hätte diese Rasse solange nicht überlebt .
Man könnte sagen, dass sie überlebt hat, weil sie eben nur Liebhaber fand, die es sich leisten konnten sie zu erhalten.
Ebenfalls : HALT .
Erst in der heutigen, globalisierten Welt ist es für jedermann überhaupt möglich geworden ein erstklassiges Pferd zu halten.
In jedem Zeitalter zuvor waren die Pferde im Besitz der Wohlhabenden, der Kaiser und Könige, ein Privileg des Adels, der Militärs und der Betuchten.
Trotzdem sind auch dort viele Rassen ausgestorben. Warum immer jemand auf Grund seines Vermögens versucht hat eine weitere Kunstrasse zu erschaffen, ging der Versuch nicht nur fehl, sondern in die Brüche.

DAS ENGLISCHE VOLLBLUT HAT ÜBERLEBT !

Und zwar in allen Bereichen der Zucht und des Pferdesports und nicht nur auf der Rennbahn ,und das nicht weil die obigen Vorurteile stimmen.
Das Englische, wie auch das Arabische Vollblut sind der Grundstein vieler heutiger erstklassiger und beliebter Rassen. Es ist der Baustein der Veredelung, der Absatz der Verbesserung vieler, anderer Rassen gewesen und ist es immer noch. Das Vollblut hat sich durch gesetzt !

Das Englische Vollblut basiert nach Angaben der Historikerauf genau drei Veredlerhengsten : Darley Arabien, Godolphin Arabien und Bayerly Turk.
Tatsache ist, dass man von allen dreien keinerlei genaue Herkunft kennt, was übrigens auf die Urväter aller Rassen zutrifft, also dies kein Novum des Vollblutes ist.
Bayerly Turk :
Das Vollblut nimmt an, dass es sich beim diesem Hengst um einen reinen Orientalen gehandelt hat, wobei keinerlei Abstammung der Eltern nachzuweisen ist.
Nachgewiesen ist nur, dass er sich - genau wie die zwei anderen Gründerhengste - durchschlagend vererbt hat und zwar vom ersten Fohlen an über Generationen.
Über Godolphin Arabien ist etwas mehr bekannt. 
Er war 1724 geboren und gelangte fünfjährig von Marokko nach Europa als Geschenk des Sultans an Louis XIV.  Wie und warum der Hengst nach England gegen konnte, ist nicht ganz geklärt. Alle Erzählungen darüber bleiben unbestätigt.
Wichtig bleibt, dass auch dieser Hengst mit besonderer Aufmerksamkeit gewürdigt wurde. Er wurde nur für gestütseigene Stuten herangezogen und wurde 29 Jahre alt ! Er selbst geht in der Zuchtgeschichte etwas unter, wobei deutlich gesagt werden muss, dass ohne ihn die Vollblutzucht weit weniger wertvoll wäre.

Das wichtigste Produkt einer  wundervollen Verbindungen mit ihm  ist Eclipse !
Erst durch ihn wurden die Züchter der damaligen Zeit wahrscheinlich endgültig überzeugt die Zucht dieser Linie weiterzuführen.
Eclipse blieb in 19 Rennen ungeschlagen, von denen er fast alle mit einem riesigen Vorsprung gewann !Eclipse first -the rest nowhere " ist um die Welt gegangen und trifft noch heute zu, wenn man zusehen kann, wie ein Rennpferd mit Endspeed im Zieleinlauf allen die Hinterhand zeigt.
Bis heute ist es selbst für Experten fast unvorstellbar, wie dieser Hengste seine Leistung erbringen konnte.
Der Hengst wurde 25 Jahre alt und erlag nicht wie man vielleicht annehmen könnte der Auszehrung, sondern einer Kolik.
Anzumerken ist hier, dass das gleiche immer noch auch in heutigen Vollblutgestüten anzutreffen ist.

Darley Arabien, der dritte jedoch bekannteste und der bis heute beliebteste , Hengst ist kaum aus der Zucht der Vollblüter wegzudenken.
Darley kam aus Aleppo und war ebenfalls Orientale. Er wird als der bedeutendste aller Zuchhengste gehandelt.
Ein Vollblutpferd sollte mindestens 1x Darley im Pedigree haben.
Schon in frühesten Anfängen der Vollblutzucht stellte sich heraus, dass diese Rasse auch sehr gut zur Verbesserung anderen Rassen dienen kann.

Touchstone etwa ist ein Vererber, der sich eigenartiger Weise in vielen Pedigrees hochkarätiger Reitpferde wiederfinden lässt. The Flying Dutchman und Stockwell schließen sich an.

Die Durchschlagskraft des Englischen Vollblüters kann man sogar heute noch daran ablesen, welche Gründerhengste ( innerhalb der ersten 10 Generationen ) in einem Pedigree aufzufinden sind und welche vererbbaren Eignungen sich beim Produkt wiederfinden lässt.
Bis in die heutige Zeit haben sich viele Vererber unvergessen gemacht und zwar in vielen Rassen und Zuchten.

In der deutschen Warmblutzucht häufig aufzufinden ist unter anderem Fairway. Ebenso häufig Asterus, Hyperion und Alchimist. Wobei in deren Pedigrees vor allem St. Simon auftaucht.
Dieser Hengst scheint sich ausgesprochen günstig auf die Reipferdezucht auszuwirken !.
St. Simon ist ein Enkel von Vedette und wiederum ein Urenkel von The Flying Dutchman.
Mütterlicherseits stammt St. Simon aus einer KingTom-Tochter. Diese geht wiederum über Pocahontas auf Whaxy und dadurch auf Eclipse zurück.
Die Stute Pocahontas findet in der Zuchtgeschichte wenig Beachtung, weswegen sie nicht minder wichtig gewesen ist. Ihr Name findet sich in sehr bedeutenden Pedigrees wieder.
Der in der Trakehnerzucht äußerst erfolgreich eingesetzte Perfectionist geht ebenfalls auf St. Simon zurück. St. Simon gewann viele Rennen mit bis zu 20 Längen Vorsprung.
Obwohl er viele Fohlen zeugte, scheint er sich in der eigentlichen Rennfpferdevererbung nicht ganz durchgesetzt zu haben. Seinen Kindern wurden teils  ungute Charaktäre nachgesagt, obwohl er selbst recht verträglich gewesen sein soll.
Sein Sohn Diamond Jubilee galt als recht eigenwillig.
 Als St. Simon abtrat, sagte sein Trainer, er habe in seinem ganzen Leben nur ein gutes Pferd trainiert und das sei St. Simon gewesen.

In der Vollblutzucht aus der Abteilung "Rennpferde" haben sich ebenso einige Namen groß herausgemacht :

Zum Beispiel : Carbine .
Carbine ist in Australien geboren und ein echter Jahrhunderthengst. Denn sehr lange gab es kein anderes Pferd, das es ihm gleichtun konnte.
Der Hengst lief 43 Rennen und gewann 33 mal. 9 Rennen beendete er platziert. Carbine führt ebenfalls Pocahontas-Blut und geht über Touchstone 2x auf Eclipse zurück. Carbine hat hervorragende Nachzucht geliefert. Unter anderem in vierter Generation den großartigen
Phar Lap, der mütterlicherseits ebenfalls wieder St. Simon-Blut führt.

Alle Hengste hier zu beschreiben, die Turfgeschichte geschrieben haben, würde  den Rahmen sprengen. Dieser sei noch erwähnt :

Ribot :
Ribot ist ein Novum ! Er gewann zwei Mal das Prix de l'Arc de Triumphe. Obwohl er als recht anspruchvoll im Umgang galt, war und blieb er einer der besten überhaupt.
Sein Züchter Tesio traute ihm anfangs nicht viel zu und ist gestorben bevor er den Triumpf seinen Spitzenpferdes genießen konnte.  Nachdem Ribot in die Vereinigten Staaten verpachtet wurde, musste er angeblich wegen Transportschwierigkeiten dort bleiben. Ribot gilt auch heute noch als Rennvererber ersten Ranges, wobei allen seinen Nachkommen ein etwas anspruchsvolles Temperament nicht abzusprechen ist.

Der in Kanada gezogene Nothern Dancer gilt auch heute in der Deutschen Vollblutzucht als eine Art Freischein für Erfolge, als auch für Umgänglichkeit.
Northern Dancer lief 18 Rennen und gewann 14. Er war vier Mal platziert.
Northern Dancer führt Hyperion-Blut.
Die Tatsache, dass sein Name auch die Reitpferdezucht beeindruckt mag darin begründet sein.
Besondere Beachtung erlangte er auch in der Zucht. Sein bester Nachkomme Nijinski.
Nijinski führt mütterlicherseits über Bull Lea  und auch Man O War-Blut,  einem Vollbluthengst, der auch in der dortigen Landeszucht für Furore sorgte.

Das Englische Vollbut ist in der weltweiten Pferdezucht heute zu einem der wichtigsten Bestandteile geworden und nicht mehr wegzudenken

Vollblutpferde finden überall Freunde und Bewunderer.

Das Englische Vollblut-Pferd kann sowohl als Zucht-, Reit- oder Rennpferd wie auch als reines Freizeitpferd seine Erfüllung finden.

Vollblüter sind menschenbezogen und umgänglich. Sie verfügen über eine harte Gesundheit und zumeist über guten Charakter.

Das Vollblutpferd ist immer eine Anstrengung wert .